Andy Eisele

Kilimanjaro

Kilimanjaro (5895 m) im Januar 2016

 

Hier ein kleiner Reisebericht über meine Besteigung des Kilimanjaros. Als Route wählten wir die Rongai - Route. Zur besseren Akklimatisation sind wir vorab auf den Mount Meru gestiegen. Ohne diese Akklimatisation ist eine Besteigung des Kilimanjaros innerhalb von 3 Tagen nicht sinnvoll. Abgestiegen sind wir dann über die Marangu-Route. So konnten wir den Berg von zwei unterschiedlichen Seiten sehen.

Bilder Besteigung Kilimanjaro

 

Träger beim Wiegen
Träger warten aufs Wiegen
Tag 1: Start der Kilimanjaro Besteigung
Am Vorabend packten wir unsere Taschen und Rucksäcke. Die Tasche wird später von einem Träger den Berg hochgetragen. Sie enthält die Wechselklamotten, die warme Kleidung für den Gipfeltag und den Schlafsack plus Therm-a-rest Matte für die Übernachtung. Im Rucksack ist das Tagesgepäck mit ausreichend Wasser verstaut. Er sollte nicht mehr als 10 kg wiegen.
Um 8 Uhr wurden wir abgeholt und das Abenteuer Kilimanjaro Besteigung Begann. Zuerst ging es zur Zentrale der Agentur "KAT" in Moshi. Dort holten wir den Koch mit seinem Equipment und weiteres Personal ab. Ein weiterer Zwischenstop war in einem typischen tansanischen Dorf. Dort machte unser Koch einige Besorgungen, u.a. Fleisch. Dieses Dorf mit den staubigen Straßen, den einfachen Hütten und dem Straßenmetzger war für uns wie aus einer anderen Welt. Zum ersten Mal verließen wir den geschützen Raum der Touristenwelt und sahen das wahre, einfache Afrika. Dieser kurze Stop hinterließ bleibende Eindrücke und wir erkannten das Tansania abseits der Touristenströme ein eher armes Land ist. Anschließend ging es weiter nach Rongai an der kenianischen Grenze, vorbei an Maisfelder und afrikanischen Dörfer. Die Fahrt dauerte nochmals 2 h. In Rongai angekommen wurde das ganze Gepäck auf die Träger verteilt. In langen Schlangen standen die Träger vor der Waage, auf welcher das Gepäck des jeweiligen Trägers gewogen wurde. So ist sichergestellt, dass jeder Träger gleichviel Gepäck hat.
Simba Camp
Blick auf den Kilimanjaro vom Simba Camp
Wir versammelten uns in einem Unterstand und aßen unser Lunchpacket. In Rongai geht es glücklicherweise nicht so chaotisch zu, wie am Startpunkt der sehr beliebten Machame Route. Um 13:30 Uhr ging es dann los. Zuerst durch Nadelwald, der mehr an den Schwarzwald, als an Afrika erinnerte. Vorbei an Maisfeldern und den einfachen Hütten von Bauern zum ersten Rastpunkt im trockenen Bergwald. In diesem Wald sahen wir auch zahlreichen Affen mit weißem langen Schwanz. Der Wald wich bald der Erika-Region und nach ca. 3 h Wanderzeit (ca. 700 Höhenmeter) auf breiten, wenig steilen Wegen erreichten wir das Simba Camp auf 2671 m, wo wir die erste Nacht verbringen werden. Als wir ankamen waren die Zelte schon fast aufgebaut und bald schon gab es Tee und Popcorn als Vorbereitung für das Abendessen. Wir hatten unser eigenes Essenszelt mit großem Tisch und Campingstühlen dabei. Dies war schon ein großer Luxus. Auch hatten wir ein eigenes Campingklo mit Zelt dabei. Ein Mitarbeiter war nur für das Klozelt zuständig. Neben dem Koch mit seinem Gehilfen gab es noch zwei Kellner, die uns jeden Morgen den Tee bzw. Kaffe ans Zelt brachten. Abends wurden die Zelte noch von einem "Security" Mann bewacht, damit sich kein Fremder an den Zelten zu schaffen machte, solange wir beim Abendessen saßen. Nach dem Abendessen und der Ansprache unseres Bergführers krochen wir am späten Abend in unsere Schlafsäcke. Auf dieser Höhe war die Nacht noch angenehm warm, daher saßen wir auch noch sehr lange im Essenszelt.

Simba Camp
Camp an der Third Cave
Tag 2: Simba Camp (2671 m) - Second Cave (3450 m) - Third Cave (3800 m)
Der Tag begann mit einem wunderschönen Sonnenaufgang und der Kilimanjaro war für wenige Minuten organge - rot erleuchtet. Um kurz vor sieben Uhr wurde von unserer Ordonanz Kaffee ans Zelt gebracht und eine kleine Schüssel mit warmen Wasser zum Waschen verteilt. Nach Zähneputzen, Rucksack packen, Gepäck und Schlafsack zusammenräumen ging es dann zum Frühstück. Wie das Abendessen war auch das Frühstück sehr reichhaltig. Um 8:15 Uhr starteten wir zur zweiten Etappe. Zunächst wanderten wir auf einem breiten Weg, dann auf steileren, schmaleren Pfanden bis zur Second Cave auf 3450 m, wo wir Mittag machten. Inklusiv Pausen brauchten wir etwas mehr als 3,5 h. Die Träger waren voraus gegangen und unser Koch bereitete schon das Mittagsmahl zu. Nach 1,5 h Pause und einem reichlichen Mittagessen starteten wir zur nächsten Etappe. Jetzt wurde der Weg deutlich steiler und die Höhe machte sich auch schon bemerkbar. Die Vegetation veränderte sich langsam und wir kamen langsam in das sogenannte Moorland. Hier gibt zwischen dem Vulkangestein nur noch niedrige Büsche. Die letzten Meter bis zur Third Cave sind nochmals recht steil und der Weg ist mit Steinen und Geröll übersät, welches das Steigen noch schwieriger machte. Um kurz nach 16 Uhr haben wir nach 3 h von der Second Cave unser Nachtlager an der Third Cave erreicht. Die Luft ist deutlich abgekühlt und das Camp ist in Nebel gehüllt, glücklicherweise keine Regen. Zelte sind auf einer steinigen, weiten Fläche verteilt. Am Rande des Camps gibt es einige Plumpsklos. Durch die vielen Steine herrschte nachts akute Stolpergefahr. Neben uns war nur noch eine weitere Gruppe dort. Die Zelte waren eben und mein Schlafsack war warm genug, so verbrachte ich eine angenehme Nacht. Wegen der Kälte und dem Nebel verkrochen wir uns nach dem Abendessen recht schnell in die Zelte.

Kibo Hütte
Camp an der Kibo Hütte
Tag 3: Third Cave (3800 m) Kibo Hütte (4703 m)
Wie die anderen Tage zuvor wurden wir um 6:30 Uhr mit einem Kaffee geweckt. Der Nebel hatte sich verzogen und es war ein klarer, sonniger Tag. Unsere Küchenpersonal hat beim Frühstück nochmals richtig aufgetischt. Es gab das üblich Porridge, Weißbrot, Nutella, Würstchen, Mango, Melone, Kaffee und Tee. Die aufgefüllten Wasserflaschen standen auch schon bereit. Um 8:30 Uhr ging es dann im Gänsemarsch los. Wegen der inzwischen schon großen Höhe, trotteten alle gemächlich dem Guide hinterher. Zu Beginn war der Weg recht steil. Allmählich kamen wir in die alpine Wüste. Hier gab es nur noch weite Flächen an Lavagestein und vereinzelt einige kleine Pflanzen. Die Sonne stich vom Himmel. Auf dem Weg machten wir mehrere kleine Pausen. Nach 3,5 h war die Kibo Hütte erreicht. Hier mussten wir uns erst registrieren. Danach ging es zum Zeltlagen, das etwas unterhalb der Hütte in der Nähe der Toiletten lag. Außer uns war noch einige andere Gruppen dort. Unsere Zelte lagen daher recht eng beisammen. Um 13 Uhr gab es Mittagessen. Es wurden Kochbananen, Kartoffeln, Hühnchen, Nudel, Reis u.s.w. aufgetischt. Danach verzogen sich die meisten für einen Mittagsschlaf in ihre Zelte. Wegen der starken Sonneneinstrahlung war es im Zelt recht warm. Körperlich hatte ich glücklicherweise keine Beschwerden. Um 17:30 Uhr gab es dann Abendessen. Danach packte ich den Rucksack für die Gipelnacht und legte die warmen Klamotten zurecht. In den Rucksack kamen Regenkleidung, zusätzlicher warmer Pullover, Müsliriegel, Powerbar, Kamera, Batterien (gegen die Kälte geschützt und Ersatzhandschuhe. Als Klamotten für die Gipfelnacht legte ich Skiunterwäsche, Wollsocken, T-Shirt, Pullover (dünn), Pullover (dick), Flies und Jacke, warme Handschuhe, Wollmütze, Stirnlampe und ganz wichtig Gamaschen bereit.

Kibo
Sonnenaufgang am Kibo
Tag 4: Kilimanjaro Uhuru Peak (5895 m)
In dieser kurzen Nacht kreisten meine Gedanken um die Gipfelbesteigung. Um 22:30 Uhr wurde ich dann aus meinem Dämmerschlaf gerissen. Draußen hatte es -10 °C, es war also nicht so kalt wie befürchtet. Ich hatte 30 min um mich anzuziehen und meine Sachen zu richten. Im 23 Uhr gab es nochmals Frühstück. Ich wollte meinen Magen nicht unnötig belasten, deswegen aß ich nur vom Porridge und trank Tee. Die Nacht war klar und Regen war nicht in Sicht. Jeder von uns nahm 3 Liter zu trinken mit. Vor allem der warme Tee in der Thermoskanne hat mir auf dem Weg zum Gipfel immer wieder neue Kraft gegeben. Bei Trinksystemen muss man aufpassen, dass diese nicht einfrieren. Daher nahm ich mein Wasser in Getränkeflachen mit. 22:30 Uhr ging es dann los. Alle aus unserer Gruppe fühlten sich fit genut für den Gipfelanstieg. Sehr langsam, in vielen Serpentinen ging es im Gänsemarsch hinter dem Guide den steilen Lavahang hinauf zum Gillmans Point. Unterwegs kamen wir an der sogenannten Hans Meyer Cave (5210 m) vorbei. Nach der Legende diente dieser Felsvorsprung dem Erstbesteiger Hans Meyer als Unterschlupf. Von der Hans Meyer Cave sind es noch 500 Höhenmeter bis zum Erreichen des Kraterrandes, dem Gillmans Point (5708 m). Wenn man den Gillmans Point erreicht, gilt der Kilimanjaro als bestiegen und man bekommt eine Urkunde. Unsere Gruppe hat sich inzwischen in eine schnellere und langsamere Gruppe aufgespalten. Von weitem kann man schon den Gillmans Point erkennen, obwohl es noch eine Stunde zu gehen ist. Die letzte Stunde bis zum Kraterrand ist jedoch die schwierigste. Es geht sehr steil hinauf und teilweise muss man über große Felsen klettern. Durch die große Höhe ist der Körper schon ziemlich ausgelaugt. Durch Willenskraft und die Motivation durch unseren Guide ist auch diese Etappe zu meistern. Nach 5 h Anstieg haben alle aus unserer Gruppe um 5 Uhr morgens den Gillmans Point erreicht. Hier machten wir eine kleine Pause, bevor es weiter entlang des Kraterrandes zum Uhuru Peak ging.
Uhuru Peak
Uhuru Peak
Es ist noch Nacht, in der Ferne erkennt man anhand der vielen kleine Lichter den Stella Point, die nächste Zwischenetappe. Einige von unsere Gruppe kehren um. Zu dritt geht es dem Guide folgend entlang des Kraterrandes zum Stella Point. Die Steigung ist nur noch gering, teilweise ist der schmale Pfad vereist. Kurz vor dem Erreichen des Stella Points geht die Sonne über dem Wolkenmeer auf. Was für ein grandiosen Anblick. Die Sonne gibt uns neue Energie für die letzte Stunde bis zum Uhuru Peak. Am Stella Point treffen wir auf die vielen Leute von der Machame Route. Vom Stella Point geht es nochmals einen recht steilen Schotterhang hinauf, danach fast eben bis zum höchsten Punkt des Kilimanjaro. Auf dem Weg kommen uns immer wieder Leute entgegen, die uns motivieren die letzten Meter bis zum Gipfel weiterzugehen. Dann endlich um 6:40 Uhr, nach 7 h Anstieg ist der höchste Punkt Afrikas erreicht. Trotz der Sonne vom wolkenlosen blauen Himmel ist es bitterkalt und es bläst ein eisiger Wind. Nach einem kurze Fotostopp geht es wieder an den Abstieg. Der Gipfel ist sehr breit, so gibt es trotz der vielen Menschen kein Gedränge gibt und jeder zu seinem gewünschten Foto kommt. In der Nähe des Stella Points, an einer windgeschützten Stelle machen wir eine längere Rast. Ab dem Gillmans Point rutscht man einen steilen Lavahang hinuter. Hier sind die Gamaschen unerlässlich, sonst dringt der feine Lavasand sofort in die Schuhe.
Mawenzi
Abstieg vom Kibo, Hintergrund Mawenzi
Im Tageslicht sehen wir nun auch den langen Anstieg zum Gillmans Point. Die Strecke , die beim Aufstieg 5 h gedauert hat, bewältigen wir beim Abstieg in 40 min. Um 10:30 Uhr kommen wir dann an der Hütte an. Ein Helfer bürstet uns ab. Mittagessen und ein kurzes Mittagsschläfchen. Die Sonne sticht erbarmungslos vom Himmel, ich bekomme zum ersten Mal leichte Kopfschmerzen. Eilig packe ich noch meine Tasche, den Punkt 13 Uhr geht es weiter zur Horombohütte. Zuerst über die weite flache Steinwüste. Dann kommt allmählich die Vegetation wieder. Der Weg ist einfach und flach, es gibt zwei kleine Gegenanstiege. Unterwegs kommen wir am Last Water Point vorbei. Dies ist an der Marangue Route der letzte Punkt wo es Quellwasser gibt und beim Aufstieg ein Rastplatz mit Plumpsklos. Nach 3,5 h Abstieg kommen wir dann an der Horombohütte (3720 m) an. Hier müssen wir uns zuerst wieder registrieren. Unser Zeltlager liegt unterhalb der Hütten, diesmal ziemlich weit weg von den Hütten, auf einer steinigen Ebenen. Hier heißt es beim Klogang wieder Obacht geben, damit man nicht über den einen oder anderen Stein fällt. Nach dem Abendessen fallen alle erschöpft und glücklich von der erfolgreichen Gipfelbesteigung in einen geruhsamen Schlaf.

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Mandara Hütte
Tag 5: Horombo Hütte (3702 m) - Marangu Gate (1720 m)
Vor dem Abstieg stellte sich noch unsere Begleitmannschaft zum Gruppenfoto auf. Auf breiten Wegen entlang der Marangu Route geht es ins Tal. Anfangs säumen Senezien den Weg. Danach kommen wir in einen Wald, der allmählich in einen tropischen Regenwald übergeht. Mittagspause ist an der Mandara Hütte (2720 m). Diese liegt mitten im Regenwald. Wir hatten Glück und den ganzen Tag hat es nicht geregnet. Bei strahlendem Sonnenschein kommen wir am Marangu Gate an. Hier gönnten wir uns erstmal ein Dosenbier. Bevor es zurück ins Hotel ging, wartete noch die Trinkgeldzeremonie auf uns. Unsere ganze Begleitmanschaft saß in ihren besten Kleidern im Kreis. Als besondere Geste riefen wir jeden Träger beim Namen auf und dankten ihm persönlich für den guten Service der vergangenen Tage. In den Augen der Träger sahen wir die Freude über diese kleine Geste der Annerkennung. Zum Schluss übergaben wir das gesammelte Trinkgeld an unseren Chefguide Augusti. Dieser verteilte dann das Geld an die einzelnen Personen. Für uns war es etwas komisch anzusehen, wie teilweise um das Geld geschachert wurde. Auf dem Weg zum Bus wurden wir noch von fliegenden Händlern bedrängt, die uns irgendwelchen Kilimanjaro Nippes verkaufen wollten. Im Hotel wartete dann endlich die Dusche und ein kühles Bier auf uns. Die Besteigung des Kilimanjaro war für jeden von uns ein tolles Erlebnis. Und im Hotel angekommen waren die Strapazen schnell vergessen. Für die nächsten drei Tage ging es noch auf Safari. Dabei wird man mit dem Jeep durch die Gegend gefahren und muss fast nichts mehr gehen.

Epilog
Am letzten Tag unserer Afrika Reise haben die Guides Daniel und August, sowie der Koch Humphrey uns ihre Stadt Moshi gezeigt. Sie zeigten uns die Stadt, wie sie durchschnittliche Touristen wahrscheinlich nicht zu sehen bekommen. Auf dem Programm stand der Besuch einer Brauerei, in der das traditionelle Hirsebier herstellt wird. Jeder von uns durfte auch mal kosten. Es ist eine braune, leicht alkoholischen Brühe, die geschmacklich mit Bier nichts zu tun hat. Als nächstes stand der Busbahnhof und der ehemalige Bahnhof aus der deutschen Kolonialzeit auf dem Programm. Von oben betrachteten wir das quirlige Treiben auf dem Busbahnhof. Der anschließende Gang durch den Wochenmarkt war besonders beeindruckend. Die Marktfrauen dekorierten ihre Früchte und Gemüse mit viel liebe zum Detail. Bei einem Schuhmacher sahen wir, wie aus alten Autoreifen die Sandalen der Masai gefertigt wurden. In einem Stoffgeschäft kauften sich einige von uns ein paar Meter der bunten afrikanischen Tücher. Danach ging es zurück ins Hotel und nach dem Mittagessen zum Kilimanjaro Flughafen. Mit vielen schönen Erinnerungen im Gepäck flogen wir zurück nach München.
Bilder von Moshi